Ein junges Unternehmen aus Münster hat mit seinem Konzept bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. „FoodTracks“ hat das Ziel, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren – und wurde dafür nun für einen Preis nominiert.
Lebensmittelverschwendung einzudämmen, ist Dr. Tobias Pfaff ein Herzensanliegen, wie er sagt. Die von ihm und einem ehemaligen Studienkollegen entwickelte Software „FoodTracks“, die speziell für eine Optimierung der Bestellprozesse in Bäcker ein entwickelt wurde, hat bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt.
„FoodTracks“ ist für den Bundespreis Ecodesign 2023 nominiert, der am 4. Dezember durch Bundesumweltministerin Steffi Lemke überreicht werden soll. „Wir haben uns sehr über diese Nachricht gefreut“, sagt Pfaff. „Und wir sind froh, mit unserer Arbeit auch die Millenium-Ziele der Vereinten Nationen zu unterstützen.“ Also Hunger zu bekämpfen, eine verantwortliche Produktion zu gestalten und den Klimaschutz voranzutreiben.
1,7 Millionen Tonnen weggeworfener Backwaren
Ideenreich, ökologisch und zukunftsweisend sollten die Konzepte für den Wettbewerb sein – und die Konkurrenz war groß. Von insgesamt 150 Einreichungen haben es laut einer Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums 26 innovative Projekte in die Endauswahl geschafft. Der Bundespreis Ecodesign ist die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland – das münsterische Unternehmen Antegon GmbH mit seiner Marke „FoodTracks“ wurde in der Kategorie Service nominiert.
18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden laut einer Statistik des WWF jährlich weggeworfen, davon 1,7 Millionen Tonnen Backwaren. „Ein Drittel davon kommt allein durch Retouren bei Bäckereien zustande“, erklärt Tobias Pfaff, der in Münster BWL studiert und in VWL promoviert hat und sich schon früh mit statistischen Methoden und Bestellmengenmanagement befasst hat. „Ich hasse es, Lebensmittel wegzuwerfen“, gibt er unumwunden zu.
Inspiration nach der Doktorarbeit
Die Idee zu „FoodTracks“ sei ihm 2013 nach Abschluss seiner Doktorarbeit gekommen. „Mir war wichtig, Erkenntnisse aus Datenanalyse und Statistik für ein gesellschaftlich relevantes Thema zu nutzen“, sagt er. Seit der Unternehmensgründung 2017 ist das Unternehmen auf elf Mitarbeiter angewachsen – darunter Informatiker, Physiker, Mathematiker und Kommunikationswissenschaftler –, die heute 60 Bäckereien auf ihrem Weg zu einem optimierten Bestellmanagement begleiten. Die individuell angepasste Software liefert laut Pfaff, der das Unternehmen gemeinsam mit Michael Prinzhorn führt, „passgenau Prognosen, welche Mengen von welchem Artikel in die Filialen geliefert werden müssen“. Das Ziel: weniger Retouren, die im schlimmsten Fall auf dem Müll landen.
KI maßgeschneidert für Bäckereien
Die Software sei „keine Blackbox“, sondern biete Transparenz, betont Pfaff. Denn die Bäckereien sehen sämtliche erfasste Daten zu Bestellmengen der Filialen, Liefermengen, Verkaufszahlen und Ausverkaufszeiten. Der Geschäftsführer nennt ein Beispiel: Wenn Croissants bereits um 11 Uhr in einer Filiale ausverkauft sind, zeige die KI-basierte „FoodTracks“-Software, wie viel mehr hätte verkauft werden können, um mehr Umsatz zu generieren und gleichzeitig Abfall zu vermeiden. Es gehe also beispielsweise darum, die richtige Menge bestimmter Teiglinge zum richtigen Zeitpunkt zu liefern.
Die Software könne sehr flexibel auf Prozesse im Warenfluss des jeweiligen Bäckerei-Betriebs angepasst werden. Nach zwei bis sechs Wochen Einführungsphase laufe das optimierte Bestellmanagement meist reibungslos.
Die Einsparungen, die Pfaff für die insgesamt 60 betreuten Bäckereien nennt, sind erheblich: 2100 Tonnen weniger Lebensmittelabfall, 7000 bis 8000 weniger CO₂-Ausstoß pro Jahr. Spannend bleibt jetzt, wie die Jury des Bundespreises Ecodesign in Berlin entscheidet. Am 4. Dezember findet die Preisverleihung statt.
Westfälische Nachrichten, Karin Höller, 09.11.2023, 18:30 Uhr